Ist Dir schon mal aufgefallen, dass manche Menschen leichter mit Rückschlägen umgehen als andere? Dass einige besser mit Belastungen umgehen können als andere? Oder dass Menschen nach traumatischen Erfahrungen unterschiedlich schnell und gut wieder zu ihrer normalen psychischen Verfassung zurückkehren?  

Das alles hat auch mit Resilienz zu tun. Mit Resilienz meint man in der Psychologie die psychische und mentale Widerstandsfähigkeit einer Person. Die ist wichtig, um erfolgreich mit kritischen und belastenden Ereignissen umgehen zu können. Wer resilient ist, kann auch besser mit den negativen Folgen von Stress umgehen und kann sich danach trotzdem positiv entwickeln.  

1971 hat man das Konzept zum ersten Mal erforscht und seitdem mehrere wichtige Faktoren festgelegt, die zur Widerstandsfähigkeit beitragen. Das sind unter anderem:  

  

Wie sieht man jetzt konkret, ob eine Person resilient ist?

Das haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Psychologen und Psychologinnen anhand von Studien beantwortet. Zum Beispiel hat man erkannt, dass Kinder, die aus einem ähnlich schwierigen Umfeld kommen (zum Beispiel mit Armut oder Gewalt konfrontiert waren), sich unterschiedlich entwickeln.  Manche werden trotzdem zu psychisch gesunden Erwachsenen, während andere da Defizite entwickeln. Das erklärt man mit einer ausgeprägteren Resilienz der Kinder, bei denen diese oben genannten Eigenschaften stärker vorhanden sind.  

Das Ganze lässt sich auch später im Leben beobachten: Nehmen wir resiliente über 60-Jährige. Bei denen konnte nachgewiesen werden, dass sie körperlich fitter sind und allgemein zufriedener mit ihrem Leben. Wir sollten also allgemein alle das Ziel anstreben, resilienter werden.  Oder resiliente Arbeitnehmende und Studierende, denn die können schwierige Ereignisse besser bewältigen und sind weniger anfällig für psychische Symptome.  

Also fassen wir zusammen: Resilienz ist wichtig für die mentale Stärke und Resilienz ist ein wichtiges Element des positiven Selbstmanagements.  

 

So wir wissen jetzt, was Resilienz ist, und welche Auswirkungen sie hat. Aber was macht einen Menschen eigentlich resilient? 

Das ist (wie immer in der Positiven Psychologie) sehr individuell. Jeder hat eine andere Umgebung und andere Stärken oder Fähigkeiten. Michael Ungar hat sich trotzdem die Mühe gemacht, und in seinem Resilienzmodell drei zentrale Faktoren herausgearbeitet, von denen die Resilienz einer Person abhängt. Mittlerweile wird das Modell in Programmen benutzt, die die Resilienz von Kindern und Jugendlichen oder Familien und Gemeinschaften fördern sollen. 

Schauen wir uns also diese Eigenschaften einmal an:  

  1. Schutzfaktoren: Schutzfaktoren helfen Dir, mit Stress und seinen Folgen klarzukommen. Das können zum Beispiel Familie, Freunde und Freundinnen oder Mentoren und Mentorinnen sein. Aber nicht nur Personen, sondern auch abstraktere Dinge wie Bildungschancen, soziale Bindungen oder generell eine unterstützende Gemeinschaft sind Schutzfaktoren. 
  1. Ressourcen des Individuums: Natürlich ist Deine Resilienz nicht nur von Deiner Umwelt abhängig, sondern auch von Dir selbst. Genauer gesagt, von Deinen persönlichen Stärken, Fähigkeiten und Eigenschaften. Eigenschaften, die Deine Resilienz fördern, sind zum Beispiel emotionale Intelligenz, die Fähigkeit Probleme zu lösen, Flexibilität, eine positive Selbstwahrnehmung, Optimismus und die Fähigkeit, sich selbst reflektieren zu können.  
  1. Kontextuelle Bedingungen: Auch wenn es sich vielleicht erstmal kompliziert anhört, kontextuelle Bedingungen beziehen sich einfach nur auf die Umgebung (Kontext), in der eine Person lebt. Hatten wir das nicht in Punkt eins schon? Ja, so ähnlich, aber hier wird speziell der soziale, kulturelle und wirtschaftliche Kontext betont. Lebt jemand in Armut, einer gewalttätigen Umgebung oder wird diskriminiert, ist man natürlich mehr Belastungen ausgesetzt. Das wirkt sich dann natürlich auf die Resilienz aus.  

An diesem Modell kann man jetzt sehr gut sehen, dass Resilienz nicht etwas ist, was man von Geburt an entweder hat oder nicht hat, sondern eine Eigenschaft, bei der viele Faktoren mit hineinspielen. Die Umgebung, in der Du aufwächst und lebst, Deine Familie und Freunde, das alles trägt zu Deiner Resilienz bei.  

Wie resilient bin ich und wie kann ich meine Resilienz verbessern?  

Resilienz wird vor allem mit Selbstbeschreibungen erfasst. Personen müssen also angeben, ob bestimmte Aussagen (zum Beispiel: “Wenn ich Pläne habe, verfolge ich sie auch”) auf sie zutreffen. Man kann aber auch andere Leute fragen, wie sie einen einschätzen würden. Oder man macht einfach beides. Weil Resilienz eben so komplex ist, ist das auch durchaus sinnvoll.  

Das Gute: Mithilfe von Resilienztrainings kannst Du Deine Resilienz verbessern! Die haben gezeigt, dass sie allgemein Deine psychische Gesundheit verbessern können, und damit auch Deine Zufriedenheit, Dein Wohlbefinden und Glück. Die Trainings versuchen Dir konkrete Techniken zu vermitteln:  

Stärkung individueller Fähigkeiten: 

Aufbau sozialer Unterstützungssysteme: 

Aufbau von Problemlösungskompetenzen: 

Das klingt jetzt erstmal nach viel. Und es gibt noch mehr! Gesunde Ernährung, genug Schlaf, körperliche Aktivität und Entspannungstechniken zum Beispiel. Das alles hilft nämlich dabei, Herausforderungen im täglichen Leben zu bewältigen. Aber nicht nur das, auch einen Sinn im Leben zu sehen und sich an festen Werten orientieren zu können, hilft besser, mit Belastungen umzugehen. Deine Resilienz setzt sich also aus vielen Teilen zusammen, und viele verschiedene Dinge können dazu beitragen. Und bevor wir das Wichtigste vergessen: Eine positive Grundhaltung ist auch eng mit dem Konzept der Resilienz verbunden. Wenn Du optimistisch bist, Herausforderungen auch als Chance ansiehst und an Deinen eigenen Fähigkeiten glaubst, dann ist das schon mal ein sehr guter Anfang.

Autorin: Prof. Dr. Saskia Pilger  

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert